Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Aufenau
Wenn ein Verein sein 75-jähriges Jubiläum feiert, gilt es, einmal Rückblick in das Vergangene zu halten.
Das Jahr 1932 nimmt in unserem wechselvollen Jahrhundert besondere Begebenheiten ein.
Noch mit der Weltwirtschaftskrise im Rücken, soziale Armut und Arbeitslosigkeit, welche auch vor unserem Dorf nicht halt machte, verfügte unsere damalige Gemeinde über eine nicht mehr funktionsfähige Pflichtfeuerwehr.
Verzweifelt suchte damals Ortsbrandmeister Henkel mit dem Herrn Bürgermeister Rieger nach einer neuen Lösung, wie man die Feuerwehr wieder für das Wohl der Allgemeinheit und zum Schutze des Nächsten Hab und Gut für eine schlagkräftige Wehr zusammenführen könnte.
Nach mehreren Beratungen in den Sitzungen der damaligen Gemeindevertretung mit Ortsbrandmeister Henkel kam es am 01. Dezember 1932 zu einer Versammlung im Sitzungssaal des hiesigen Rathauses.
Eingeladen wurden damals die Pflichtfeuerwehr sowie alle männlichen Einwohner vom 18. bis 55. Lebensjahr mit dem Ziel, eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen. Ortsbrandmeister Henkel, der die Einladung vorgenommen hatte, leitete am Abend die Versammlung. Es waren sehr viele diesem Rufe gefolgt und es entspann sich eine sehr lebhafte Diskussion.
Nach langem Für und Wider wurden Listen ausgelegt und es trugen sich 22 Männer für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr ein.
Verschiedene Leute, die sich für das Löschwesen eigneten und Interesse dafür haben, sollten nochmals gefragt werden und so kam es zu einer zweiten Gründerversammlung, an der Bezirksbrandmeister Prasch und sein Stellvertreter Bien aus Bad Orb teilnahmen. Beide Herren sprachen sich für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr lobend aus und so trugen sich weitere Männer in die ausgelegten Listen ein, so daß sich innerhalb acht Tagen 48 junge Männer meldeten und es am 10. Dezember 1932 zur dritten Versammlung kam, in der man einen Vorstand wählte, so daß der 10. Dezember 1932 als Gründungstag bezeichnet werden kann.
Der am 10. Dezember 1932 neu gewählte Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Aufenau setzte sich wie folgt zusammen:
1. Heinrich Henkel – Ortsbrandmeister
2. Wilhelm Rieser – Stellvertreter
3. Leopold Schneider – Schriftführer
4. Richard Günther – Kassierer
5. Konrad Kailing – Steigerführer
6. Heinrich Kailing – Spritzenführer
7. Josef Rieser – Schlauchwagenführer
8. Kilian Köhler – Absperrmannschaftsführer
9. Johann Rippel – Vereinsdiener
10. Hermann Blatt – Erster Hornist
11. Gerhard Schneider – Zweiter Hornist.
Die Mannschaften wurden den jeweiligen Führern zugeteilt.
Ferner wurde in der Gründungsversammlung das Eintritts- und Beitragsgeld festgelegt. Die Beiträge wurden für die Aktiven sehr niedrig gehalten und betrugen 0,10 RM. Wer nach dem 01. Januar 1933 eintrat, sollte ein Eintrittsgeld von 0,50 RM bezahlen, jedoch konnte die neu gegründete Freiwillige Feuerwehr Aufenau ihren Kassenbestand bald aufbessern. Am Fastnachtssonntag 1933 wurde im großen Saal der erste Maskenball veranstaltet. Dieser war ein voller Erfolg und füllte die Kasse.
Die Gemeinde unterstützte die neu gegründete Wehr bei der Beschaffung von Geräten und Ausrüstung und so waren alle Feuerwehrmänner mit Begeisterung bei der Sache.
Im Herbst 1933 wurden alle in blaue Uniformjacken eingekleidet.
Die Ausbildung wurde durch Ortsbrandmeister Henkel und seinen Vertreter Rieser vorangetrieben. So entstand nach kurzer Zeit eine schlagkräftige Wehr.
Im Frühjahr 1934 übernahm Wilhelm Rieser als Ortsbrandmeister die Führung der jungen Wehr und Heinrich Henkel fungierte als Stellvertreter.
Am 28. April 1934 wurde die Freiwillige Feuerwehr Aufenau in das Vereinsregister unter Nr. 10 des Amtsgerichts Bad Orb eingetragen. Es unterzeichneten damals als Vorstand:
Wilhelm Rieser
Heinrich Henkel
Leopold Schneider
Richard Günther
Hermann Kailing
Friedrich Hohmann II.
u n d
Erich Prinz.
Über die Jahre von 1935 bis 1939 gab es für viele unserer Mitglieder Unterbrechungen. Die Männer wurden zum Arbeitsdienst und Wehrdienst einberufen. Die Wehr selbst wurde wohl staatlich gefördert, jedoch auch militärisch ausgebildet, denn damals hatte schon die Partei die Hand im Spiel.
Trotz all dieser Schwierigkeiten hatte man das Wichtigste, nämlich dem Nächsten in Not und Gefahr schnell und wirkungsvoll zu helfen, nicht vergessen. Dies wird zum Beispiel deutlich beim großen Schloßbrand in Wächtersbach, zu dem die Freiwillige Feuerwehr Aufenau gerufen wurde. Um möglichst schnell an die Brandstelle zu kommen, haben zwei Kameraden den Schlauchwagen, der eisenbereift war, mit dem Motorrad über das Kopfsteinpflaster nach Wächtersbach zum Einsatz gebracht, um der dortigen Wehr zu Hilfe zu eilen.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges im September 1939 brachte die Wehrmänner bis auf wenige unserer Aktiven zu den Waffen, so daß während des Krieges die Aufenauer Feuerwehr größtenteils aus Jugendlichen ab 14 Jahren bestand.
Wehrführer während des Krieges war Kamerad Hermann Blatt. Diese Jugendfeuerwehr hat ihre Aufgabe erfüllt und bei Einzug der Amerikaner größere Brände unter den schwersten Bedingungen mit Hilfe der Bevölkerung gelöscht und ihre Ausweitung verhindert. So gab es am 01. April 1945 durch Beschuß mehrere Scheunenbrände innerhalb unseres Dorfes.
Nach dem Einzug der Amerikaner fiel bei Hausdurchsuchungen der größte Teil unserer Uniformjacken den Besatzungstruppen zum Opfer. An den bei den einzelnen Mitgliedern in den Schränken hängenden Uniformjacken wurden durch die hausdurchsuchenden Soldaten Hoheitszeichen und Schulterstücke abgerissen, Jacken zerschnitten und Koppelzeug mitgenommen.
Die Freiwillige Feuerwehr Aufenau hatte hier ihren tiefsten Stand erreicht.
Im Jahre 1946 wurde Freiwillige Feuerwehr neu aufgebaut.
Kameraden kamen aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurück und fanden sich jedoch bald wieder im Sinne der Gemeinschaft.
Mit Jüngeren und Männern der Heimatvertriebenen hat unter Leitung des Ortsbrandmeisters Josef Krämer die Wehr bald wieder einen guten Ausbildungsstand erreicht. Jedoch scheidet Ortsbrandmeister Josef Krämer durch Wegzug von Aufenau im Jahre 1950 aus der Wehr aus. Als sein Nachfolger wurde Ewald Kailing I. einstimmig gewählt. Unter seiner Führung konnte die Freiwillige Feuerwehr Aufenau im Juni 1957 ihr 25-jähriges Jubiläum verbunden mit einer Fahnenweihe feiern. Das Jubelfest war für die Wehr sowie für die ganze Gemeinde ein voller Erfolg. Zum ersten Mal trägt eine Fahne das Aufenauer Wappen. Patenverein wurde die Freiwillige Feuerwehr Bad Orb.
Das Jahr 1958 brachte wieder einen Wechsel in der Wehrführung. Als neuer Ortsbrandmeister wurde Wilhelm Brill gewählt, der bei einem Unwetter am 01. August 1958 mit der Wehr seinen ersten größeren Einsatz hatte.
Im August 1963 konnte die Freiwillige Feuerwehr das frei gewordene Pumpenhaus von der Gemeinde übernehmen und so konnte an die Anschaffung eines Löschfahrzeuges gedacht werden.
1964 wurde die Wehr mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug ausgerüstet.
In den folgenden Jahren wurden die alten Hanfschläuche Zug um Zug durch neue gummierte Polyesterschläuche ersetzt.
Die alte Tragkraftspritze mußte im Jahre 1969 durch eine Neue ersetzt werden.
Am Kreisfeuerwehrtag 1969 in Gondsroth wurde dem Antrag, den Kreisfeuerwehrtag 1970 in Aufenau auszurichten, stattgegeben. Dies war das Signal für einen ungemeinen Aufschwung der nächsten Jahre.
In der Zeit vom 10. bis 13. Juli 1970 wurde der Kreisfeuerwehrtag Gelnhausen mit Erfolg ausgerichtet.
Am 18. Juni 1971 beim 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Wächtersbach konnte die Freiwillige Feuerwehr Aufenau eine Jugendfeuerwehr gründen. Unter Leitung von Jugendfeuerwehrwart Erwin Rasch wurde sie bald als leistungsstarke Gruppe über die Kreisgrenze hinaus bekannt.
Das 40-jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Aufenau wurde vom 04. bis 07. August 1972 festlich begangen.
In der Zeit vom 23. bis 26. Juli 1976 fand das Unterverbandsfest Gelnhausen in Aufenau statt.
Im Herbst des gleichen Jahres konnte die Wehr in ein neues Gerätehaus mit Unterrichtsraum einziehen.
Am 09. Dezember 1976 wurde von drei Feuerwehrkameraden ein neues Löschgruppenfahrzeug von Karlsruhe nach Aufenau überführt und am nächsten Tag komplett neu bestückt.
Am 05. Juni 1978 gab Wilhelm Brill seine langjährige Wehrführung ab.
Adolf Simon wurde zum neuen Wehrführer und Erwin Rasch zu seinem Stellvertreter gewählt.
In einer Feierstunde am 23. September 1978 wurde Wilhelm Brill für seine langjährige erfolgreiche Tätigkeit in unserer Wehr gedankt und ihm ein Ehrenteller überreicht.
Die aktive Wehr nahm in der Zeit von 1970 bis 1980 in jedem Jahr, oft sehr erfolgreich, an Wettkämpen teil. Auch die Jugendwehr konnte sich immer wieder bei derartigen Wettbewerben erfolgreich beteiligen.
Viele dieser Wettkämpfe fanden hier in Aufenau statt. Im Jahre 1974 wurden gleich vier verschiedene Wettkämpfe in Aufenau ausgetragen.
Die Anforderungen an die Feuerwehren wurden in den letzten Jahren immer größer.
Durch den Besuch von Lehrgängen und Ausbildung in der Wehr lernten die Feuerwehrkameraden, Atemschutz- und Funkgeräte zu beherrschen. Allein im Jahre 1979 war die Wehr durch Unwetter und mehrere Brände oft im Einsatz. Bei einem Scheunenbrand mußte die Wehr 44 Stunden ununterbrochen im Einsatz sein. Dies zeigt, daß auch heute noch der Geist der Gründungsmitglieder, dem Nächsten in Not und Gefahr zu helfen, gilt.
Im Jahre 1981 übernahm Rainer Schmidl die Führung der Jugendfeuerwehr.
Im Frühjahr 1982 wurden erstmals Mädchen in die Jugendfeuerwehr aufgenommen.
Vom 18. bis 21. Juni 1982 wurde das 50-jährige Jubiläum verbunden mit dem Kreisfeuerwehrtag des Main-Kinzig-Kreises in Aufenau gefeiert.
1983 wurden Handsprechfunkgeräte und 1984 ein VW-Bus von der Freiwilligen Feuerwehr Wächtersbach mit Vereinsgeldern angeschafft.
15 Jahre Jugendfeuerwehr Aufenau wurde mit einem 4-tägigen Fest vom 30. Mai bis 02. Juni 1986 begangen.
Am 07. März 1987 gab es einen Wechsel in der Vereinsführung. Wilhelm Brill gab das Amt des 1. Vorsitzenden an Adolf Simon ab.
Vom 07. bis 10. August 1992 feierte die Wehr ihr 60-jähriges Jubiläum verbunden mit der Aufenauer Kerb und dem 17. Unterverbandstag Gelnhausen.
Einen Wechsel in der Wehrführung gab es am 05. März 1993. Neuer Wehrführer wurde Frank Kailing und sein Stellvertreter Mathias Reinhardt.
Im gleichen Jahr wurde von Vereinsmitteln nach 9-jährigem Gebrauch der alte VW-Bus durch einen VW-Bus von der hessischen Polizei ersetzt und ein Stromerzeuger angeschafft.
Am 22. Dezember 1994 konnte der Verein Freiwillige Feuerwehr Aufenau wieder in das Vereinsregister eingetragen werden.
In den Jahren 1997/1998 haben die aktiven Kameraden in Eigenleistung das Feuerwehrgerätehaus erweitert und in 2001 beschaffte die Wehr aus den Rücklagen der Vereinskasse einen Gerätewagen.
Nach Einweihung des Kulturhauses bekam die Freiwillige Feuerwehr Aufenau ein Drittel des Saales mit Küche und Toilette des ehemaligen Gemeindezentrums zugewiesen. Mit viel Herzblut wurden die Räume in Eigenleistung der Aktiven zu einem funktionalen Unterrichtsraum umgebaut.
Das 70-jährige Jubiläum wurde in Verbindung mit dem 27. Unterverbandstag Gelnhausen und der Aufenauer Kerb in der Zeit vom 09. bis 12. August 2002 gefeiert.
Am 01. Februar 2003 gab es einen erneuten Wechsel in der Wehrführung. Jochen Reinhardt wurde neuer Wehrführer und Frank Kailing sein Stellvertreter.
Als Ersatz für den vorhandenen und in die Jahre gekommenen VW-Bus wurde am 16. April 2004 ein VW-Transporter wieder mit Vereinsgeldern gekauft.
Ende September 2005 wurde nach knapp 30 Jahren das alte Löschgruppenfahrzeug (LF 8) durch ein großes modernes Wasser mitführendes Löschgruppenfahrzeug (LF 10/6) ersetzt. Die offizielle Übergabe des neuen Fahrzeuges erfolgte am 28. Januar 2006.
Mit dem VW-Transporter, dem Gerätewagen und dem Löschgruppenfahrzeug 10/6 ist die Wehr sehr gut ausgerüstet. Aber was nützt die beste Ausrüstung ohne Menschen, die in der Lage sind, damit zu arbeiten.
Am 11. März 2006 gab es einen Wechsel in der Vereinsführung. Adolf Simon gab das Amt des 1. Vorsitzenden, das er seit März 1987 inne hatte, ab. Reinhold Herbert wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Durch den Besuch von Lehrgängen, die Ausbildung in der Wehr und die Teilnahme an Wettkämpfen/Leistungsübungen wird die Einsatzfähigkeit unter Beweis gestellt, unter anderem auch bei Großbränden und Naturkatastrophen.
Die Kameradschaft wird beim Besuch von Feuerwehrfesten, bei Bratfesten, Weihnachtsfeiern und verschiedenen Veranstaltungen gepflegt.
Für ihren Einsatz im Dienst der Feuerwehr wird allen Gründern, Wehrführern, Vorstandsmitgliedern und Feuerwehrkameradinnen und -kameraden der Freiwilligen Feuerwehr herzlich gedankt. Wir wünschen unseren Aktiven und Mitgliedern noch viele Jahre bei bester Gesundheit im Kreis der Feuerwehr und verbleiben gemäß unserem Wahlspruch
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“.